Strukturen des Missbrauchs am Beispiel der Genitalverstümmelung

Beschneidung Christi von Friedrich Herlin

Das fantasierte dritte Geschlecht

Lassen Sie mich mit einer Absurdität beginnen: Nehmen wir an, Genitalverstümmelung von Mädchen wäre aus kultischen Gründen für eine Sekte erlaubt. Nehmen wir weiter an, diese Sekte beschneidet nicht nur die Klitorisvorhaut, sondern führt die große Beschneidung durch, bei der die Klitoris und inneren Schamlippen entfernt werden. Danach wird die Scheide bis auf eine kleine Öffnung für Urin und die spätere Ausscheidung von Menstruationsblut zugenäht. Diese Tortur wird zudem in Verbindung mit einem religiösem Ritual und einem anschließenden Familienfest begangen, bei dem das beschnittene Mädchen reich beschenkt wird und mit seinem Vater einen rituellen Brauttanz vollzieht. Und nun treibe ich die Absurdität auf die Spitze zur Abstrusität und erkläre die so beschnittenen und zugenähten Mädchen zum dritten Geschlecht und prostituiere sie unter dem Deckmantel kultischer Handlung für Oral- und Analverkehr. Ja, Sie hätten recht, wenn Sie allein diese absurde Skizze als eine pervertierte Phantasie bezeichnen würden. Doch Sie lägen falsch, falls Sie dieses Geschehen grundsätzlich als abartige Vorstellung brandmarken würden. Denn vergleichbares geschieht alltäglich mit Jungen in Indien.

Dort gibt es den Kult der Hijras. Es sind Eunuchen, denen im Kindesalter Hoden und Penis amputiert wurden. Sie leben meistens in Gemeinschaften, denen ein Guru vorsteht, der sich als religiöser Führer versteht, den man jedoch besser als Zuhälter bezeichnen sollte. Bei Hochzeiten sind Hijras bezahlte Gäste, die ob ihrer Unfruchtbarkeit Fruchtbarkeit herbeizaubern sollen. Doch ihre Haupteinnahmen erzielen sie durch Prostitution. Alljährlich gibt es in Koovagam im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu ein zweiwöchiges Fest zu Ehren ihrer Muttergottheit Bahuchara Mata. Man schätzt die Zahl der Hijras in Indien auf 5 Millionen. Sie bilden als weitgehend Geächtete ein spezielles gesellschaftliches Prekariat.

Ihre Genitalamputation ist eine drastische Verstümmelung, die viele Jungen nicht überleben und die bei etlichen zu schweren Vernarbungen und bleibenden urologischen Schäden führt.

Dennoch werden die so malträtierten Jungen in Wikipedia und an anderer Stelle (siehe hier) euphemistisch als drittes Geschlecht bezeichnet und als Teil einer internationalen LGBT-Subkultur phantasiert. Sprich in brutaler Weise genitalamputierte Jungen werden in westlichen Kreisen für die Untermauerung der Genderideologie von der konstruierten Geschlechtlichkeit instrumentalisiert. Gerade ihre Vielzahl macht dabei ihr persönliches Leid unsichtbar. Dabei wirken nur eingefleischte und bornierte Strukturen des Missbrauchs, die die Verfügbarkeit von Kindern gemäß der Ideologie Erwachsener für selbstverständlich erachtet. Ein Bub wurde dem Hijra-Guru übergeben und wird folglich sein männliches Genital verlieren. Doch dieser „Verlust“ ist kein Verlust, sondern verwandelt ihn zur Kategorie eines dritten Geschlechts, was auch immer mit diesem Blödsinn gemeint ist. Der westliche Genderideologe interessiert sich nicht für den Buben, ihm geht es nur um die Arrondierung seiner abstrusen Weltsicht. Sie soll Anerkennung finden und somit eine neue Sphäre der Wirklichkeit prägen. Egal, ob man dafür in einem indischen Hinterhof einem Jungen sein Gemächt abschneidet. – Das ist Missbrauch durch die gesellschaftliche Akzeptanz des Missbrauches. Diese Form des Missbrauches ist ein besonderes Phänomen, denn es ermöglicht sexualisierte Gewalt ohne tiefer über sie nachzudenken. So funktioniert Prostitution ohne sie als Missbrauch wahrzunehmen, wobei dann nicht nur der oder die Prostituierte zwingend Opfer sind, sie können auch Täter sein, die ihre Freier oder Freierinnen sexuell ausbeuten und somit missbrauchen.

Worüber man nicht spricht

Anhand des grausamen Schicksals der Hijras komme ich auf den 12. 12. 12 zu sprechen. An diesem Tag entschied der deutsche Gesetzgeber einmal mehr, dass vor dem Gesetz Männer und Frauen nicht gleich sind. An diesem Tag fand die große scheinheilige Beschneidungsdebatte im Bundestag statt.  Die Beschneidung von Jungen aus rituellen Gründen wurde abgenickt und trat am 28. 12. 12 in Kraft, während die Beschneidung von Mädchen und Frauen als Straftat mit § 226a am 28. 9. 2013 ins Strafgesetzbuch übernommen wurde. Wobei es danach eine Beschneidung von Frauen gar nicht mehr gibt, denn selbst die Beschneidung der Klitorisvorhaut – die der Beschneidung von Jungen am ehesten entspricht – gilt seitdem als Genitalverstümmelung. Zudem sei hierzu angemerkt, dass es diese Art der Beschneidung ist, die in etwa 80% der Beschneidungsfälle an Mädchen durchgeführt wird.

Bei Jungen spricht man bei der Vorhautamputation nicht von Genitalverstümmelung, sondern nur von Beschneidung, obgleich die Zirkumzision ein massiver und folgenschwerer Eingriff ist. Der Verlust der genitalen Sinnlichkeit ist für den Mann in etwa so massiv, als würde man der Frau die Klitoriseichel entfernen. Es handelt sich also um eine ärgere Genitalverstümmelung als gemeinhin bei einem Mädchen. Zudem handelt es sich eindeutig um eine Form ritueller sexualisierter Gewalt. Die allerdings nicht von der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (UKASK) untersucht wird; obgleich sie einen dahingehenden speziellen Forschungsauftrag über rituellen Missbrauch an ihr Mitglied Prof. Peer Briken erteilt hatte. Ich habe zuletzt darüber hier gebloggt.

Damit komme ich auf den Unabhängigen Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig, zu sprechen, dessen Amt auch die UKASK angegliedert ist. In seiner Funktion ist Rörig – wie alle anderen Amtsträger auch – in klandestinen Strukturen eingebunden, die politischen und gesellschaftlichen Opportunitäten folgen. In seinem Fall sind es speziell klandestine Strukturen des Kindesmissbrauchs, die ihn davon abhalten, ein klares Wort auch dann zu sagen, wenn es politisch inkorrekt oder inopportun erscheint; zuletzt bloggte ich hinsichtlich der Kinderehe hier darüber.

Wie diese klandestinen Strukturen Schweigespiralen stiften und erhalten, erkennen wir an vielen scheinbar alltäglichen Situationen, die, obwohl missbräuchlich, verschwiegen, kleingeredet oder relativiert werden. Hier wirkt das Mokita so weit, dass die Missbrauchshandlung als solche gar nicht mehr erkannt wird. So setzt sich der UBSKM zwar lautstark für den männerdiskriminierenden Pranger #metoo ein, verschweigt aber, dass es in gleicher Weise ebenso zahlreiche sexualisierte Übergriffe von Frauen gegenüber Männern gibt. Zudem handelt es sich bei dieser Plattform um eine skandalöse Praxis, bei der die Unschuldsvermutung außer Kraft gesetzt und der Falschbezichtigung Vorschub geleistet wird. Ebenso übersehen wir, dass mit Hilfe des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) die Alleinerziehung von Frauen gefördert und die Trennung der Kinder vom Vater unterstützt wird – eine eigene Form der seelischen Grausamkeit gegenüber Kindern. Zudem weiß der UBSKM, dass Kindesmisshandlung überwiegend ein Frauendelikt ist und hierbei alleinerziehende Mütter den Großteil der Täterinnen stellen. Auch vermied es bislang der UBSKM in diesem Zusammenhang, einen Forschungsauftrag über sexualisierte Gewalt von Frauen an Kindern und Jugendlichen in Auftrag zu geben oder das Ausmaß der von Jungen erlittenen sexuellen Gewalt wissenschaftlich erheben zu lassen. Gleichermaßen verschweigt er die massenhafte Genitalverstümmelung von Jungen hierzulande. Dagegen riskiert er eine politisch korrekte Lippe, wo es konform und billig ist, indem er auf seiner Seite mit dem Logo „Kein Ort für Neonazis“ droht, als wenn Kinder von Nazis (neo ist an denen nichts) nicht ebenfalls missbraucht würden. Nur haben viele von ihnen auch die Ideologie ihrer Schänder internalisiert und fühlen sich darob durch eine solche Parole abgeschreckt.

Beschneidung – eine ehrenwerte Kindesmisshandlung

Unlängst war der der UBSKM, Rörig, Gastredner bei der Eröffnung der Bundestagung der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und ­vernachlässigung e.V. (DGfPI), die unter dem Motto „Kinderrechte und Kinderschutz zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ stand. Vor ihm sprach der Sexualwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß.

Voß verteidigt die traditionelle Beschneidung von Jungen aus religiösen und hygienischen Gründen (Vermeidung von Infektionskrankheiten). Gegner der Beschneidung erwähnt er mit pejorativem Unterton und ortet sie im überwiegend rechtsgerichteten politischen Spektrum – also kein Platz für Neonazis in seiner Argumentation. Seine einzige Sorge ist, dass der Bub anästhesiert werde. Was allerdings bei der Brit Mila, der jüdischen Beschneidung, die am achten Tag nach der Geburt stattfindet überwiegend nicht geschieht. Der Schmerz des Buben gehört hier zum Ritual. Seine Verteidigung der Beschneidung ist jedoch ohne Empathie für den Jungen, der sie erleidet und für den Rest seines Lebens verstümmelt wird. Vielmehr argumentiert er fadenscheinig mit mehr oder weniger irrelevanten Vorteilen der Beschneidung, denen zahlenmäßig mehr Komplikationen durch die Operation gegenüber stehen. Das Selbstbestimmungsrecht des Kindes, das für die religiöse Vorstellung der Eltern aufgegeben wird, ist dem Gendermainstream-Wissenschaftler Voß allerdings schnuppe.

Das darf es ihm auch sein, sofern er nicht Mitglied der DGfPI wäre, die sich ja als Initiative gegen Kindesmisshandlung versteht. Besäße Professor Voß Anstand, wäre er längst aus der Gesellschaft ausgeschieden, anstatt eine Eröffnungsrede zum Thema „Kinderrechte und Kinderschutz zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ zu halten. Da hat sich ein Bock in narzisstischer Verblendung selbst zum Gärtner gemacht. Die medizinisch nicht gebotene Resektion oder Amputation von Körperteilen von nicht einwilligungsfähigen Patienten, sprich von Kindern, verstößt gegen die Menschenrechte und ist Kindesmisshandlung, auch wenn ein dünkelhafter Gesetzgeber meinte, sich über die Prinzipien der Menschenrechte hinwegsetzen zu können.

Die Einritzung der Vorhaut der Klitoriseichel, wurde am 28. 9. 13 als Genitalverstümmelung und Straftat ins Strafgesetzbuch übernommen. Die Genitalverstümmelung von Jungen per Vorhautamputation wurde hingegen im bürgerlichen Gesetzbuch § 1631d als religiöses Ritual genehmigt. Wobei der Hohn ist, dass das BGB es auch nichtmedizinischen Personen erlaubt, eine Beschneidung durchzuführen:

In den ersten sechs Monaten nach der Geburt des Kindes dürfen auch von einer Religionsgesellschaft dazu vorgesehene Personen Beschneidungen gemäß Absatz 1 durchführen, wenn sie dafür besonders ausgebildet und, ohne Arzt zu sein, für die Durchführung der Beschneidung vergleichbar befähigt sind.

Das heißt es dürfen auch Laien am Schnirpel eines Säuglings oder eines präpubertären Jungen herumschnippeln. Wofür es gar spezielle Übungssets gibt, die bei Amazon extra für den deutschen Markt angeboten werden und mit noch intakten Gummipimmeln in Säuglings- und Bubengröße bestückt sind. Dieses Warenangebot stellt für mich bereits eine Anleitung zur Körperverletzung dar und hat ein pädophiles, sadistisches Gerüchle.

Die Position von Heinz-Jürgen Voß erschien 2012 und ist hier nachzulesen. Eine Gegenposition verfasste unlängst Stephan Schleim für Telepolis; sie ist hier zu finden.

Ein weiterer lesenswerter dezidierter Widerspruch zu den kruden Thesen pro Zirkumzision von Voß ist im Blog Sägefisch vom Blogger Edward von Roy hier zu lesen.

Das Einknicken vor der Geistlichkeit

Am 8. Mai diesen Jahres fand an der Universität Düsseldorf eine Fachtagung zur Jungenbeschneidung statt, an deren Ende die beteiligten Wissenschaftler folgende Forderung verfassten:

Ärzte sollten nicht ohne Indikation und immer unabhängig von Herkunft, Religion und sexueller Orientierung behandeln und aus diesem Grund auch keine medizinisch nicht indizierten Beschneidungen durchführen, schon gar nicht an einwilligungsunfähigen Patienten … Politik und Gesetzgebung müssen sich einschränkungslos hinter den Satz stellen: Die genitale Unversehrtheit ist ein Menschenrecht aller Kinder. Die Klagemöglichkeit der Betroffenen – auch gegen die eigenen Eltern sowie gegen die Beschneider – muss sofort wieder hergestellt werden. Es kann nicht sein, dass Betroffene selbst bei schwersten Folgen keine Entschädigung geltend machen können.

Eine vernünftige Forderung, zu der ich annahm, dass sie der UBSKM Rörig ebenso problemlos übernehmen würde, wie die meines Erachtens problematische Forderung „Kein Ort für Neonazis“; doch weit gefehlt. Nach Heinz-Jürgen Voß ergriff Rörig das Wort und hielt seine Begrüßungsrede (nachzulesen hier) zur Jahrestagung der DGfPI.

Mit keinem Wort ging er auf seinen Vorredner Prof. Dr. Voß ein. Dementsprechend erwähnte er auch nicht den 5. Jahrestag, der Beschlussfassung eines Gesetzes, das die Gleichheit der Geschlechter vor dem Gesetz aufhebt und dem männlichen Part etwas zumutet, wovon Frauen ausdrücklich verschont werden. Jungenbeschneidung wurde auf dieser Tagung nicht diskutiert und ein Verfechter dieser Art der rituellen Kindesmisshandlung durfte ohne Murren sprechen und seine Duldung dieser Gewaltakte gegen die leibliche Unversehrtheit männlicher Kinder ebenfalls mit Schweigen bemänteln. Dabei hatte ich Herrn Rörig via Twitter vor der Konferenz noch über Voß informiert:

„Sie sprechen nach Prof. Voß. Somit haben Sie Gelegenheit, ihn zu seinem Eintreten zur Jungenbeschneidung zu fragen, und wie sich seine Affirmation mit seinem Einsatz in der DFfPI, die sich zur Prävention der Kindesmisshandlung einsetzt, vertreten lässt.“

Der unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung tat jedoch, was er in Fensterreden immer wieder verurteilte: er schwieg. Er schwieg zu dieser Form der rituellen Gewalt, zur Kindesmisshandlung und zur tausendfachen Jungenbeschneidung in Deutschland. Er beugte sich dem Tabu, keinen Unfrieden mit den Religionen herbeizureden, die dieses archaische Ritual pflegen. Gegen das Ritual des Jungenmissbrauchs in der katholischen Kirche, begehrte er auf. Ja, dieser Missbrauch und diese Misshandlungen begründeten sein Amt; doch die Jungenbeschneidung zu verurteilen bleibt ein Tabu. Damit aber pflegt der UBSKM ein schändliches Tabu, nämlich das der politischen Korrektheit in deren Schatten wir heute immer öfter schweigend dulden, wie religiös begründetes Missbrauchsgeschehen sich etabliert. Damit aber erhält und festigt gerade er, der ein Tabubrecher sein sollte, gesellschaftliche Strukturen des Missbrauches, zugunsten eines perversen politischen Konsenses, der einmal mehr die Jungen opfert. Diese Form der Opferung hat Tradition, denn Jungen sind in jeder Gesellschaft das erste Opferlamm, deren Blut seltsame Bündnisse mit dem Allmächtigen besiegelt. Die Beschneidung ist das erste Blutritual, der Opfertod der Soldaten, Polizisten oder Feuerwehrmänner die nächsten. Aber auch, dass Männer fünf Jahre eher als Frauen sterben, zwei Drittel der Selbstmörder stellen und beinahe 100% der im Berufsleben tödlich Verunglückten männlich sind, gehört mit zu den selbstverständlichen Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern.

Es geht letztlich um Domestizierung des Mannes unter einen göttlichen Willen und in die Einbindung einer gottgewollten Hierarchie. Feministen würden es die Einbindung in das Patriarchat nennen. Wenn überhaupt, haben durch die Jahrtausende hindurch vor allem Frauen, Fürsten und Priester Interesse daran gehabt, Männer in Hierarchien zu zwingen und ihre Sexualität auch durch Desensibilisierung zu kontrollieren. Es sind ja überwiegend Frauen, die behaupten, ein beschnittenes Glied sei ästhetischer und beschnittene Männer würden nicht so schnell kommen. So wie es die Mütter sind, die am Glied ihrer Buben zwecks Phimoseprophylaxe manipulieren. Es geht dabei auch um Macht, um Macht über den kleinen Mann, so darf er auf der türkischen Beschneidungsfeier noch mit seiner Mutter tanzen, ehe es blutig wird. Das ist ritualisierte sexualisierte Gewalt und Kindesmisshandlung. Und dazu zu schweigen, ist Duldung von Kindesmissbrauch und Kindesmisshandlung.

Nun muss man meine Einschätzung nicht teilen, doch seltsam mutet es mich an, wenn Johannes-Wilhelm Rörig, die Bezichtigungen von #metoo mehrmals lobend als Fortschritt bei der Abwehr von sexualisierter Gewalt erwähnt und gleichzeitig die sexualisierte Gewalt der Jungenbeschneidung verschweigt, wo er Gelegenheit gehabt hätte, sie anzuprangern. Folgerichtig hilft er auch mit, diese Strukturen des Missbrauches zu konservieren, wenn er gegen Ende seiner Rede nur noch über sexuelle Gewalt gegenüber Mädchen und Frauen spricht und schließlich appeliert:

Dank Ihrer Zusammenarbeit mit der „Bundesarbeitsgemeinschaft Feministischer Organisationen gegen Sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen e. V.“ und dem „Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe e. V.“ haben wir jetzt die „Bundeskoordinierung Spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend (BKSF)“ geschaffen. Fachberatungsstellen erfahren dadurch eine starke Unterstützung

Es braucht Mut statt Verdrängung! Es muss JETZT gehandelt werden! Kinderschutz ist keine Wohltat. Kinderschutz ist eine staatliche Pflichtaufgabe!

Dazu mag ich nur sagen: Danke, Hasenfuß, ja, Mädchen muss man beschützen, Jungen darf man von Geburt an verraten und in Kriegen verheizen.

Der Artikel erscheint zum Neujahrstag, dem Fest der Beschneidung des Herrn, denn dem Heiland wurde am achten Tag nach seiner Geburt die Vorhaut amputiert, ohne Anästhesie. Das erlittene Trauma verdeckte die infantile Amnesie, zurückblieb womöglich ein unbestimmter Alb. Abermillionen von Männern leben mit diesem Trauma und einem wesentlichen Verlust ihrer Erotik. Womöglich ist ihre Beschneidung auch eine Ursache dafür, wie zerstört und separiert das Verhältnis zwischen Mann und Frau in der islamischen und auch in der jüdischen Welt ist.

10 Gedanken zu “Strukturen des Missbrauchs am Beispiel der Genitalverstümmelung

  1. Fehler im Text: „Die Einritzung der Vorhaut der Klitoriseichel, wurde am 12.12.12 …“ Statt „12.12.12“ muss es wie weiter oben genannt hier richtig heißen: „28.09.2013“.

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  2. Krasses Gemälde, alle schauen eigentlich ziemlich unglücklich drein, oder?
    Dass die Beschneidung jüdischer und muslimischer Knaben hierzulande geduldet wird, ist wohl dem Verhältnis zur Religion geschuldet, der man eigene Gesetze zu haben gestattet – und zwar allen, auch den Christlichen. In der katholischen Kirche schützt nicht nur das Beichtgeheimnis übergriffige Priester, sondern auch die Tatsache, dass sich die Jungs alle zu Brüdern erklären und so nicht gegeneinander auszusagen brauchen. In Frankreich wird das nicht geduldet.

    Dass die LGBT-Bewegung die indischen „Eunuchen“ beschönigend zum dritten Geschlecht erklärt, ist hier allerdings nicht belegt; und ich finde diese Unterstellung unangemessen. Der im Beitrag angegebene Link führt zu einem „Südasien-Informations-Netz“, das ist was für Touristen, und in keiner Weise der genannten Bewegung verpflichtet. Was dort geschrieben wird, gefällt mir auch nicht, es ist durchaus verharmlosend.
    Mir fiel bei der Lektüre Ihres Posts gleich die Sekte der „Kastraten“ ein, zu der einer der wichtigsten Protagonisten des Romans „Der Idiot“ von Dostojewski gehört. Offenbar gab es im zaristischen Russland auch derartige Bewegungen / Sekten, in der ritualisiert sexuelle Gewalt gegen Jungen ausgeübt wurde. Leider schreibt Dostojevski wenig über die Sekte.
    Aber der Roman ist einer der wenigen Romane der klassischen Hochliteratur, der sich explizit mit sexueller Gewalt und ihren Auswirkungen befasst; wie ich hier beschrieben habe:
    http://www.con-texte.de/reyama/myshkin.htm
    Letztlich eine Auseinandersetzung mit der grausamen Maxime „Nur ein traumatisierter Mensch ist ein guter Mensch“ (die zu all den brutalen „Initiations“-Ritualen führt, sei es in Armee oder Militär-Akademie – die auch Dostojewksi durchlief – oder den französischen „Grandes Écoles, wo diese Rituale erst vor wenigen Jahren verboten wurden).
    Aber hier befinden wir uns auf einem Terrain, auf das sich gedanklich kaum jemand wagt.
    Dass man da mit Polemiken weiterkommt, wage ich zu bezweifeln. Aber wie man sonst weiterkommen kann, weiß ich auch nicht.

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    • Hier ein paar Links zu meiner Behauptung, dass LGBT das Leid der Hijras übersieht.

      It’s a Queer World http://itsaqueerworld.blogspot.de/2009/12/hijra-protest-islamabad.html

      Das Leiden der Hijras (werden dort als Transsexuelle beschrieben)
      http://gender-bs.de/das-leiden-der-hijras/

      Im englischen Wikipedia werden Hijras eindeutig der LGBT zugerechnet.
      https://en.wikipedia.org/wiki/LGBT_rights_in_India

      Über die Queer-Parade ein Abschnitt zu den Hijras, die hier ebenfalls der LGBT zugerechnet werden.
      http://www.pinknews.co.uk/2015/07/10/india-a-look-at-queer-pride-section-377-and-hijras-in-2015/

      All diese Berichte verkennen bewusst, dass Hijras ihre „Geschlechtslosigkeit“ ebensowenig freiwillig eingegangen sind, wie die Jungen die im islamischen oder mosaischen Kontext beschnitten werden. Hijras sind die Opfer einer grausamen Kindesmisshandlung und sie werden durch die Queer-Bewegung politisch instrumentalisiert.

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      • Danke für die Links! Das englische Wikipedia ordnet die Heras nicht als LGBT ein, sondern gibt wieder, dass diese VOM INDISCHEN STAAT als drittes Geschlecht anerkannt sind. s.hier: „Hijras are officially recognized as third gender in South Asian countries“. Korrekt wäre die Bezeichnung „Eunuchen“ oder „Kastraten“ – aber angeblich wollen die Hijra selbst nicht so genannt werden. https://en.wikipedia.org/wiki/Hijra_(South_Asia)
        Von den angegebenen Link finde ich nur einen wirklich apologetisch, die anderen beschreiben, dass Hijras Rechte bekamen bzw. offiziell als drittes Geschlecht geführt werden können, sowohl in Pakistan also auch in Indien. Vermutlich ein Fortschritt für die Betroffenen; und gleichzeitig möglicherweise auch eine Legalisierung (?) der brutalen „Acquise“, die diese Jungen zu Eunuchen macht (ich verwende lieber den medizinisch korrekten Begriff).
        Lediglich „Pinknews“ scheint mir in der Tat beschönigend und vertuschend über die Hijras zu berichten; hier kann ich ebenfalls eine Instrumentalisierung sehen.
        Mir scheint auch, dass Transgender-Menschen (also solche, die sich im falschen Körper geboren fühlen und sich freiwillig Geschlechts-Umwandlungen unterziehen) in Indien und Pakistan mit den Hijras in einen Topf geworfen werden.
        In der Tat scheinen diese Jungen schlicht gar keine Fürsprecher zu haben, weswegen die Praktiken offenbar lieber legalisiert als bekämpft werden. Und in der Tat sollten man und frau es tunlichst vermeiden, sich durch Verschleierung und Beschönigung zu Komplizen machen zu lassen.

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        • möglicherweise auch eine Legalisierung (?) der brutalen „Acquise“

          Nun, ich denke, das ist wohl so gewollt, um die „Tradition“ der Hijras nicht infrage zu stellen. Ein schräges Beispiel wäre, wir würden die Missbrauchsopfer der katholischen Kirche selig sprechen, um die Verbrechen an ihnen zu heilen. Denn Kastration und Penektomie von Buben werden durch den Status der Hijras als „3. Geschlecht“ ja nicht eingeschränkt, sondern weiter ermöglicht.

          Zu Dostojewskis Kastraten habe ich diesen Link zu den Skopzen gefunden: https://de.wikipedia.org/wiki/Skopzen

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  3. Danke für den Link zu den Skopzen: Haarsträubend aber irgendwie konsequent, im Irr-Sinne der Sexualfeindlichkeit. Interessant: Auch hier die zwanghafte Überstülpung der kranken Ideologie auf andere, Wehrlose: „Bis zur Abschaffung der Leibeigenschaft in Russland im Jahre 1861 rekrutierten die Skopzen neue Mitglieder vor allem aus den Reihen der Leibeigenen, für welche sie bei deren Eigentümern die Freiheit erkauften – unter der Voraussetzung, die Befreiten würden sich kastrieren lassen.“

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